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5.Juli10

Ab heute also wieder die Fashion-Week mit vielen Shows und manchen Storeeröffnungen und vielen Parties.
Beschämend die Akkreditierungspolitik der "alt ehrwürdigen" Daimler / Unterabteilung FW - zum wiederholten Mal nicht für mich - vermutlich weil alle möglichen Schicki-Hühner mit ihren 50 €-Klickkameras die besseren "Journalisten"/Fotografen sind und vorrangig bedient werden müssen (habs im Januar mit eigenen Augen vielfach beobachtet!). Ausserdem könnte ich ja bemerken mit welch dreister Schamlosigkeit der Wehrmachtsausrüster auf dem Denkmal für die Bücherverbrennung / Intellektuellen entwürdigend rumtanzen lässt! Symptomatisch für die Tendenzen oder Tradition in unserer "neuen" Deutschen Republik?? Schande über euer Haupt.


4.Juli10

Heute eröffnet Rohkunstbau, die grossartige jährliche Gruppenausstellung, vermutlich das Beste was Brandenburg an Kunst zu bieten hat, im etwas brüchigen Schloss Marquard bei Potsdam. Arvid Boellert und Mark Gisbourne haben es wieder geschafft zehn interessante aktuelle Künstler zusammen zu führen. W. Sasnal zeigt Malerei, Elisa Sighicelli malerische Leuchtkästen mit Ausschnitten aus Reproduktionen von Gemälden des 15./16.Jhdt. neben Fotografien von alten Siedlungshäusern in Namibia die teilweise mit Sand überflutet, gefüllt sind. Sean Dawson ist ein Maler der neuen Abstraktion, psychedelische Farbwirbel basierend auf fotografische Verfremdungen perfekt fotorealistisch gemalt. Auch Stefan Roloff zeigt einen neuen Weg der Malerei wenn er in seine Pappmaschee-Kapelle Spitzbogenfenster in übersteigerter extremer Farbigkeit einbaut die allerdings Videos sind, von in sich gespiegelten verfremdeten Leuten im Gespräch gestikulierend, agierend. An Malerei, obgleich reliefartig, erinnern auch die Tableaus von Cathy de Monchaux, weiss übertünchte etwas gruftige Gespinste, Beziehungsnetze, mit Vogelmenschen und kriegerischen Reitern u.ä. Mat Collishaw einer der "Young British Artists" zitiert J.L.Borges "Spiegelwesen" - doch ist der Spiegel im üppig geschnitzten Rahmen eine Videoarbeit die nur schemenhaft durchscheint. In vielen Arbeiten der Ausstellung blitzt für mich die Idee einer "neuen" Art von Malerie durch - mit zeitgenässen technischen Mitteln und Möglichkeiten ausschöpfend, ausprobierend um das alte Medium zu erweitern und neu zu interpretieren. Ein Karussell mit fliegend-fallenden Pferden und einen Brunnen mit reizenden Pin-Ups installiert Wafae Ahlouch el Keriasti Künstlerin mit marokkanischen Wurzeln, derzeit Stipendiatin im KH-Bethanien. Johanna Smiatek bezaubert uns mit einem interaktiven oktogonischen Kabinett, man tritt ein und ist auf sein achtfaches Spiegelbild zurückgeworfen, das dann aber langsam verschwindet in einem Ausblick auf eine spirituell aufgeladene birmesische Tempellandschaft - wo stehen wir und was bewegt uns.... Ähnlich die Frage bei Ori Gershts zweiteilige Videoprojektion, bleiben oder gehen, können wir das überhapt? Ein Wanderer auf dem Grenzpfad in den Pyrenäen, eine Person im Hotelbett, dazu den W. Benjamintext "Engel der Geschichte". Ein sehr starkes Statement zu Flucht und Vertreibung, nicht nur im Gestern. Der letzte Künstler in diesem Reigen ist Niklas Goldbach, ebenfalls Video, mit einem zehnfach geklonten "selbst" in schickem Wohnambiente. Wie unser guter "Kunstkontakter" ironisch treffend auf unser aller Situation bemerkte: "wenn wir schon alles selbst machen müssen, dann wenigstens nicht allein".

1.Juli10

Das letzte Ausstellungsprojekt in der Temporären Kunsthalle am Schlossplatz. Eine ziemlich irre Konstruktion mit mehreren Ebenen, Nieschen, Ecken, Durchbrüchen und Ausblicken von John Bock der diese Räume mit Kunst von ca. 40 Künstlern füllt - Kontraste und Bezüge, grosse und kleine Namen, von Franz Ackermann, Gregor Hildebrandt, Kippenberger bis Tiravanija und Xenakis. Ein richtiger Bock, spassig aber keineswegs albern, ironisch und verspielt, vom Feinsten und ein grossartiger Abschluss des ganzen, leider nur auf zwei Jahre festgesetzten Projektes. Warum sich vom Senat niemand dafür einsetzt diesen interessanten inspirierenden Ort zu erhalten, nachdem der völlig überflüssige reaktionäre Schlossneubau ohne Fassade verschoben ist, verstehe wer will. Auch unter dem Aspekt des ebenfalls verschobenen (Senats-) Kunsthallenneubau.

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